In der aus Betonstahl gefertigten Werkserie der „Museum Grids“ überträgt der Künstler die architektonischen Grundrisse bzw. Blueprints bekannter Museen maßstabsgetreu in eine eigene, räumlich-rasterähnliche Formensprache. Während sich de Ganay in...
In der aus Betonstahl gefertigten Werkserie der „Museum Grids“ überträgt der Künstler die architektonischen Grundrisse bzw. Blueprints bekannter Museen maßstabsgetreu in eine eigene, räumlich-rasterähnliche Formensprache. Während sich de Ganay in seiner früheren Grid-Serie auf formale Strukturen von Minimal Art Werken der 1960er und 70er Jahre bezog, veranschaulichen die „Museum Grids“ zusätzlich politische Strukturen. Durch die Reduktion erhalten die Gebäude nicht nur eine neue Charakteristik, sondern lassen den Ort des Museums anhand der gebauten Strukturen auch als Ausdruck kultureller, teilweise fragwürdiger Macht erscheinen. Durch die Verwendung von Warnfarben fordern die Raster die Betrachter/innen heraus, zu reflektieren, wofür ein Museum steht und was es repräsentiert, welche Künstler/innen gezeigt werden, wie es historisch gewachsen ist oder woher die Kunstwerke stammen. Durch die architektonische Auseinandersetzung weißt de Ganay darauf hin, dass der Kontext eines Kunstwerks durch den umgebenden Raum mitbestimmt wird und somit Museen nicht allein Orte der Repräsentation einzelner Werke sind, sondern ebenfalls Spiegel zeitgenössischer sozialer und gesellschaftlicher Ordnungen. De Ganay arbeitet in „Museum Grids“ dreidimensionale Objekte heraus, die sich durch Materialität, Maßstab und Farbgebung von der Zweidimensionalität des Bildes oder des zugrundeliegenden Grundrisses abheben und sich zu einer eigenständigen Linienzeichnung im Raum entfalten. Je nach Standpunkt und Überlagerung der Armierungseisen treten die Gitter aus der Wand heraus und ermöglichen einen neuen Blick auf die Gebäude. Anstelle der signifikanten Charakteristika bekannter Museen treten die Pläne und Strukturen in den Vordergrund, die zudem an Schaltkreise oder Steuermodule erinnern und ein Bild zeigen, dass dem kalten und sterilen digitalen Raum näher ist, als einem analog erfahrbaren Ort.
„Grid Trocadero“ (2021) zeigt den prägnanten Grundriss des Pariser Museums, das zur Weltausstellung 1878 eröffnet wurde und anschließend das „Musée d‘ethnografie“ beheimatete. Seit 2015 trägt es den Namen „Musée de l’Homme“ und dessen traditioneller Umgang mit Themen – wie der Auseinandersetzung mit kolonialistisch erworbenen Ausstellungsobjekten – findet im zeitgenössischen Diskurs zunehmend Kritik. In warnender schwarz-gelb gestreifter Farbe verweist de Ganay auf die Widersprüchlichkeit von Museen, die einerseits Wissen vermitteln und zugänglich machen wollen und gleichzeitig veraltete Denkweisen und Strukturen reproduzieren. De Ganay legt den Blick auf die architektonische Struktur des ehemaligen Palais de Trocadéro frei, von dem heute nur noch die Seitenflügel existieren, und lässt dadurch in seinen „Museum Grids“ vertraute museale Institutionen unbekannt und gleichzeitig rätselhaft wie Labyrinthe erscheinen.
In the “Museum Grids” series made of reinforced steel, the artist transfers scaled architectural floor plans and blueprints of renowned museums into his own spatial and grid-like design language. While de Ganay used to refer to the formal structures of Minimal Art works from the 1960s and 70s in his earlier Grid series, the “Museum Grids” now also illustrate political structures. This reduction not only gives the buildings additional characteristica, but also allows the buildings themselves to appear as expressions of cultural and sometimes questionable power. By utilizing warning colors, the grids challenge the viewer to reflect upon what a museum represents: which artists are shown, how it has grown historically and where the artworks are actually from. Through architectural analysis, de Ganay illustrates to the viewer that the context of art is also determined by the surrounding space. Thus, that museums are not just places for the representation of individual works, but also reflect contemporary social and societal order. In “Museum Grids”, De Ganay creates three-dimensional objects that stand out from the mere two-dimensionality of the image or the underlying floor plan through their materiality, scale and color. They unfold into independent line drawings within the space. Depending on the position and superposition of the reinforcement bars, the grids protrude from the walls and enable the viewer to have multiple perspectives of the structures. More prominent than significant characteristics of identifiable museums are the actual architectural plans and structures, reminiscent of circuits or control modules: these project an image closer to the cold and sterile digital space than to an analogue, in person experience.
“Grid Trocadero” (2021) shows the concise floor plan of the Paris museum, opened for the World Exhibition in 1878 and subsequently housing the "Musée d‘ethnografie". In 2015 it was re-named the "Musée de l’Homme" and its traditional handling of topics - such as dealing with colonialistically acquired exhibition objects- is increasingly criticized in contemporary discourse. Using blatant black and yellow stripes, de Ganay refers to the contradictions of museums that on the one hand strive to convey knowledge and make art accessible, at the same time reproducing outdated thought structures. De Ganay reveals the architectural structure of the former Palais de Trocadéro, of which only the side wings have survived, thus turning familiar museum institutions in his “Museum Grids” into unknown and puzzling labyrinths.