Pamela Rosenkranzs Werkreihe „I Wish I Could Cry Blood“ (2021) stellt das menschliche Auge ins Zentrum der Wahrnehmung, um Sehgewohnheiten und deren Entwicklung zu reflektieren. Sie nutzt Ausschnitte existierender Stock-Fotos...
Pamela Rosenkranzs Werkreihe „I Wish I Could Cry Blood“ (2021) stellt das menschliche Auge ins Zentrum der Wahrnehmung, um Sehgewohnheiten und deren Entwicklung zu reflektieren. Sie nutzt Ausschnitte existierender Stock-Fotos von Augen, die sie zentral in den schmalen Bildrahmen setzt und mit pinker Acrylfarbe übermalt. Das Logo der Stock-Plattform zieht sich diagonal und fragmentarisch als Kopierschutz über das Bild und legt dessen kommerzielle Quelle damit offen. In Form dieser Aneignung wird ebenso die Beeinflussung von Sehgewohnheiten durch digitale Bilderverbreitung thematisiert. Im Zusammenhang mit dem Sinnesorgan kann das auf der Oberfläche herabtriefende Farbpigment mit Körperflüssigkeiten assoziiert werden. So entsteht eine Ambivalenz zwischen der symbolischen Bedeutung des Auges als Erkenntnis und der tatsächlichen physischen Wahrnehmung, die multisensorisch im Körper stattfindet und in die zahlreiche biochemische Prozesse unterbewusst involviert sind. Rosenkranz unterstreicht die Durchdringung des Äußeren und Inneren, des Dargestellten und Körperlichen. Sie hinterfragt tradierte Blickregime und das Auge als primäres Organ der Erkenntnisgewinnung, indem sie die fluiden und versteckten Komponenten des Körpers hervorhebt: „Ich frage, woraus sind wir Menschen gemacht? Was lässt uns fühlen, wie wir uns fühlen? Welchen Einfluss haben wissenschaftliche Erkenntnisse auf die Bedeutung des Menschseins und die Neurowissenschaften auf unser Verständnis von Identität?“
Die von der Künstlerin festgelegte Hängung der Werkreihe in unkonventionellen Höhen durchbricht gewohnte Präsentationsformen und fordert dazu heraus, die eigenen Sehgewohnheiten zu hinterfragen und sich mit den Grenzen und Möglichkeiten der visuellen Wahrnehmung auseinanderzusetzen.
Pamela Rosenkranz's series of works “I Wish I Could Cry Blood” (2021) places the human eye at the center of perception in order to reflect on viewing patterns and their development. She uses elements from stock photos featuring eyes, positioning them at the center of the narrow frame before overlaying them with pink acrylic paint. The logo of the stock platform runs diagonally and fragmentarily across the image as copy protection, thus revealing its commercial source. This appropriation also addresses the influence of digital image distribution on viewing habits. In connection with the sensory organ, the color pigment dripping down the surface can be associated with bodily fluids. This creates an ambivalence between the symbolic meaning of the eye as knowledge and the actual physical perception that takes place multisensory in the body and in which numerous biochemical processes are subconsciously involved. Rosenkranz emphasizes the permeation of the external and internal, the depicted and the physical. She questions traditional gaze regimes and the eye as the primary organ for gaining knowledge by emphasizing the fluid and hidden components of the body: “I ask, what are we humans made of? What makes us feel the way we feel? What influence does scientific knowledge have on the meaning of being human and neuroscience on our understanding of identity?” The artist's intention to hang the series of works at unconventional heights breaks with familiar forms of presentation and challenges us to question our own viewing habits and to explore the limits and possibilities of visual perception.