Lou Jaworskis Wandarbeit „LA NOTTE VERTICAL REMIX“ (2024) erinnert auf den ersten Blick an handelsübliche Neon-Leuchtstoffröhren, erst beim Nähertreten ist erkennbar, dass es sich um Stäbe aus dunkelgrünem Stein handelt....
Lou Jaworskis Wandarbeit „LA NOTTE VERTICAL REMIX“ (2024) erinnert auf den ersten Blick an handelsübliche Neon-Leuchtstoffröhren, erst beim Nähertreten ist erkennbar, dass es sich um Stäbe aus dunkelgrünem Stein handelt. Jaworski lotet in seinen Arbeiten häufig die Grenzen und metaphorischen Bedeutungen von Materialien aus. In „LA NOTTE VERTICAL REMIX“ schneidet er dünne Zylinder aus dem Serpentino Verde und gibt der massiven Materialität des Serpentinits mit hohem Eisenanteil die zerbrechliche Konnotation von Glas. Die tiefdunkle Färbung des italienischen Steins steht dem gewohnt hellen Leuchtmittel jedoch entgegen und legt die Assoziation mit einer Schwarzlichtröhre nahe. Durch die vertikale Anordnung der zwei übereinander installierten Röhren entsteht außerdem der Eindruck einer Säule, die das Augenmerk auf die umliegende Architektur richtet, auf die „LA NOTTE VERTICAL REMIX“ einwirkt. Anhand der je 120 cm langen Stäbe wird außerdem das Materialgedächtnis des Gesteins sichtbar, wie bei Proben aus geologischen Kernbohrungen. Das Aufkommen von Neonlicht hatte – vorrangig in öffentlichen Gebäuden und im Stadtbild – Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Räumen und wie diese, durch flächendeckende, farbige Beleuchtung oder Schriftzüge, gestaltet wurden. Den perzeptiven Einfluss von Neonlicht auf das alltägliche Leben wurde von Künstler:innen in kreative Prozesse aufgenommen und steht heute in einer langen materialästhetischen Tradition. Jaworski greift dies auf und überführt das serielle Industrieprodukt der Leuchtstoffröhre mit handwerklichem Geschick zurück in das traditionellste skulpturale Material, den Stein, und schafft somit eine Ambivalenz zwischen Materialität, Wertigkeit und industriellem Fortschritt.
At first glance, Lou Jaworski's wall piece “LA NOTTE VERTICAL REMIX” (2024) resembles a standard neon light, but closer inspection reveals that it is made of dark green stone rods. Jaworski's work often pushes the limits and metaphorical meanings of materials. For “LA NOTTE VERTICAL REMIX”, he cut thin cylinders of serpentino verde, giving the solid materiality of serpentinite, with its high iron content, the fragile connotation of glass. However, the deep dark color of the Italian stone contrasts with the usual bright light source, suggesting an association with a black light tube. The vertical arrangement of the two tubes, installed one above the other, creates the impression of a column and draws attention to the surrounding architecture, which is affected by the work. In addition, the 120 cm long rods also reveal the material memory of the stone, like samples from geological cores. The advent of neon lighting, especially in public buildings and in the cityscape, had an impact on the perception of spaces and their design through a blanket of colored lettering. The perceptual influence of neon on everyday life has been used by artists in their creative processes and is part of a long material-aesthetic tradition. Jaworski refers to this and transfers the serial industrial product of the fluorescent tube back into the most traditional sculptural material, stone, creating a perceptive ambivalence between materiality, value, and industrial progress.