Die Wandarbeit „s“ (2020) ist Teil der Werkserie „Reflections“, in der Brigitte Kowanz die malerische Qualität von Licht herausstellt. Die Wirkung der stark reflektierenden Oberflächen der Werke ist durch den...
Die Wandarbeit „s“ (2020) ist Teil der Werkserie „Reflections“, in der Brigitte Kowanz die malerische Qualität von Licht herausstellt. Die Wirkung der stark reflektierenden Oberflächen der Werke ist durch den Lichteinfall bestimmt und verändert sich abhängig von der umgebenden Beleuchtung oder durch das Fotografieren der Leinwand mit Blitz. Das Medium Licht wird so als eigenständiges Phänomen erfahrbar gemacht und als Material und Informationsträger zur Metapher für die Suche nach neuen Darstellungsformen der sichtbaren Wirklichkeit. Die materielle Gegenständlichkeit der Leinwand und die Immaterialität des Lichts spiegeln ebenso gesellschaftspolitische Prozesse einer zunehmend digitalisierten Welt, in der die Verhältnisse zwischen Absenz und Präsenz neu verhandelt werden. In diesen Arbeiten beschäftigt sich Kowanz mit dem Einfluss von lichterzeugenden Medien auf Gesellschaft und Kunst, wobei darin von Beginn an Aspekte der Virtualisierung sowie neuer Bild- und Raumformen aufscheinen. In „Reflections“ nimmt sie formal Bezug auf das klassische Medium des Bildes, dass sie durch das Hinzufügen und die Darstellung von Licht auf der Fläche aufzulösen versucht. Sie entwickelt eine virtuell anmutende Bildsprache, die durch die Übersetzung von zweidimensionaler Wahrnehmung der Fläche zu einer dreidimensionalen Ausbreitung von Lichtwellen im Raum entsteht: „Ich versuche mit meinen Werken durch die Schichtung von transparenten Flächen wie Glas oder von spiegelnden Flächen Räumlichkeit, also Dreidimensionalität, zu schaffen und mithilfe des Lichts neue, virtuelle Räume zu erzeugen.“ In „s“ (2020) nimmt Kowanz – wie in vielen ihrer Werke – Bezug auf ihre langjährige Auseinandersetzung mit dem Morse-Code, den sie als formales Element, wie auch als Übermittler einer zweiten Bedeutungsebene in ihren Arbeiten einsetzt. Hier wird der Buchstabe s aus der Kombination von drei kurzen Signalen visuell dargestellt und findet sich als grafischer Code, der durch eine externe Lichteinstrahlung aktiviert wird, auf der Leinwand wieder. Kowanz beschrieb ihr Interesse an den elementaren Formen des Morse-Codes: „Strich und Punkt, Kreis und Rechteck, kurz und lang. Interessant ist aber auch, dass es eben dieses binäre System in sich trägt, das in verschiedenen Weisen funktioniert, als Lichtzeichen, als akustische Signale oder als grafischer Code.“
The wall work "s" (2020) is part of the series "Reflections", in which Brigitte Kowanz emphasizes the painterly quality of light. The effect of the highly reflective surfaces of the works is determined by the incidence of light and changes depending on the surrounding lighting or by photographing the canvas with a flash. The medium of light is made tangible and treated as an independent phenomenon, material, and information carrier, as well as a metaphor for the search for new forms of representation of visible reality. The materiality of the canvas and the immateriality of light also reflect the socio-political processes of an increasingly digitalized world in which the relationships between absence and presence are renegotiated. In these works, Kowanz explores the influence of light-generating media on society and art, with aspects of virtualization and progressive notions of what an image and space can be appearing early on. In "Reflections", she makes a formal reference to the classical medium of the image, which she attempts to dissolve by adding and representing light on the surface. She develops a seemingly virtual visual language that is created by translating the two-dimensional perception of the surface into a three-dimensional spread of light waves in space: "In my work, I try to create three-dimensionality through the layering of transparent surfaces such as glass or reflective surfaces, and to create new, virtual spaces with the help of light. In "s" (2020), as in many of her works, Kowanz refers to her longstanding exploration of Morse code, which she uses as both a formal element and a transmitter of a second level of meaning. Here, the letter s is visually represented by the combination of three short signals and appears on the canvas as a graphic code activated by any external light source. Kowanz described her interest in the elementary forms of Morse code: "Dashes and dots, circles and rectangles, short and long. But it is also interesting that it carries this binary system, which functions in different ways, as a light signal, as an acoustic signal, or as a graphic code.