Wie sehr der digitale Fortschritt auch unsere Sprache verändert, verdeutlicht Brigitte Kowanz‘ neue Serie der Acronyms (2020). In der Handschrift der Künstlerin stellen sie gängige Abkürzungen englischer Redewendungen im alltäglichen...
Wie sehr der digitale Fortschritt auch unsere Sprache verändert, verdeutlicht Brigitte Kowanz‘ neue Serie der Acronyms (2020). In der Handschrift der Künstlerin stellen sie gängige Abkürzungen englischer Redewendungen im alltäglichen digitalen Austausch wie em? (excuse me?), tbh (to be honest) oder afaik (as far as I know) in Leuchtschrift dar. Die Neontexte sind handschriftlich entworfen und bringen auf der einen Seite ein zeichnerisches Element und einen eigenen Rhythmus in die Werke, auf der anderen Seite sind die Akronyme nochmals zusätzlich codiert, da der handschriftliche Text oft nicht mehr für jeden zu dechiffrieren ist. Die Akronyme stehen sinnbildlich für die Geschwindigkeit und Internationalität heutiger Kommunikation. Für den Spiegelkubus von "em?" arbeitet Kowanz nicht etwa - wie auf den ersten Blick zu erahnen - mit blauem Licht, sondern setzt blaugetönte Scheiben ein, die die Farbigkeit des weissen Neonlichts verändern.
Für Kowanz geben Sprache und Zeichen, wie sie selbst beschreibt: „die Möglichkeit, Bedeutungen zu konkretisieren und zu kommunizieren. Es sind Medien der Übersetzung gedanklicher Prozesse, aber sie besitzen auch ihre Grenzen. Denken, Sprechen und Schreiben sind vielfältige Übersetzungs- und Transformationsvorgänge. Mich interessiert die Sprache nicht als eindimensional lineares Erklärungsmodell, sondern als vielschichtiges und schillerndes Phänomen, das sowohl in der Wissenschaft wie auch in der Poesie je eigene Formulierungsmöglichkeiten besitzt.“
Brigitte Kowanz‘ new series Acronyms (2020) illustrates how the progress of digitization is also changing our language. In the artist's own handwriting, common abbreviations of English idioms in everyday digital exchange such as em? (excuse me?), tbh (to be honest) or afaik (as far as I know) are depicted in neon letters. The neon texts are handwritten and bring, on the one hand, a graphic element with its own rhythm to the works. On the other hand, the acronyms are even further coded, as the handwritten texts are not clearly decipherable. The acronyms symbolize the speed and internationality of today's communication. For the mirror cube of "em?" Kowanz does not work with blue light - as might be expected at first glance - but uses blue-tinted panes that change the colorfulness of the white neon light.
Kowanz herself describes, language and signs give us “the possibility of concretizing meanings and communicating them. They are media for the translation of intellectual processes, but they also have their limits. Thinking, speaking and writing are diverse processes of translation and transformation. I am not interested in language as a one-dimensional linear explanatory model, but as a multi-layered and dazzling phenomenon that has its own formulation options in both science and poetry."